SABINE SCHREIBER

Oh, wie schön war Panama…

Schon für den kleinen Bären und den kleinen Tiger war es das Land ihrer Träume. Dort sei alles viel schöner als Zuhause, erklärte der kleine Bär dem kleinen Tiger, denn Panama rieche von oben bis unten nach Bananen. Seit Sonntag wissen wir: Was viele Reiche und Einflussreiche aus aller Welt in den letzten 40 Jahren dort erschnupperten, ist allerdings nicht krumm und im reifen Zustand gelb.
Das panamaische Unternehmen Mossack Fonseca streute einen anderen Lockstoff: Anonymität für obszön hohe und damit lästige Geldsummen.
Egal ob Staats- oder Regierungschef, Fussball-Promi, Bank oder Mafiaboss – bei der lateinamerikanischen Kanzlei fand man tatkräftige Unterstützung dabei, im eleganten Inkognito-Konstrukt einer Briefkastenfirma das viele Geld zu verstecken. An sich keine Straftat: Eine Firma zu gründen, deren Sitz nur eine Postadresse mit schickem Briefkasten im Ausland ist und für die nur ein Strohmann als Direktor fungiert. Es ist genauso wenig illegal, wie sich vor einer Reise versteckte Taschen in den Mantel zu nähen. Allerdings stellt sich die Frage: Wozu der ganze Aufwand? Weil man sich schämt für sein vieles Geld? Weil ein kleinerer Kontostand schicker ist? Wohl kaum. Wohl eher: Weil man sich dann nicht so viel rechtfertigen muss. Vor dem Fiskus und vor den Heerscharen an Verdienern mit den niedlichen kleinen Einkommen. Weil man dann vielleicht etwas abgeben müsste von dem herrlich duftenden Kapital – Geld stinkt ja bekanntlich nicht. Steuern schon, die stinken besonders denen, die genug hätten, wovon sie Steuerschulden zahlen könnten. Zudem verspricht so eine Briefkastenfirma Freiheit. Freiheit im Umgang mit dem vielen Geld. Man kann es einfach so beziehen, man kann es einfach so transferieren – ohne dass sich irgendeine Ethikkommission oder Gerichtsbarkeit einmischt. Herrlich.

Wie peinlich und ärgerlich, dass da schon wieder so ein Whistleblower mit dem Verpfeifen angefangen hat. Die ganze behagliche Anonymität geht doch damit flöten. Und dann will der noch nicht einmal etwas für seine über 11 Millionen Seiten vertrauliches Material, für seine knapp 3 Terabyte Enthüllungen. Wenn er es ein bisschen geschickt angestellt hätte, hätte er mit seinen heißen Informationen eine ordentliche Summe verdienen können. Eine Summe, die ja auch nicht unbedingt direkt in Erscheinung treten muss! Es gibt da ja so ein Land der Träume, das von oben bis unten nach diskreten Geldern riecht. Nein, doch nicht mehr Panama, …

pressewoche (352)

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